Sizilien über die Türkei nach Brindisi

 

Irgendwann kam dann auch meine Frau wieder zurück und wir segelten nochmals zu den Liparischen Inseln. Dabei ankerten wir auch in der wunderschönen Bilderbuch Bucht auf der Insel Panarea. Die Bucht ist so eng dass man eine Landleine ausbringen muss um nicht an die Felsen zu stoßen. Über diese kam nachts die erste Ratte an Bord. Aber italienisch zivilisiert nagte sie nur eine Papierpackung mit Sahne an die auf der Kombüse stand. Dann hinterließ sie ihre Visitenkarte und verschwand wieder. Andere Ratten die im laufe der Jahre so kamen richteten teilweise schon richtige Schäden an. Indem sie z.B. Tupperschüsseln durchnagten. Am tollsten trieb es eine in der Türkei die 3 oder 4 Tage auf dem Schiff blieb. Komischerweise kamen sie nie in irgendwelchen Dreckhäfen wo man sie ja immer sah. Nein es waren ausnahmslos saubere Naturbuchten ohne Müll und Dreck. Aber sie kamen immer über Landleinen und die braucht man ja manchmal.

Eine Nacht ankerten wir vor Stromboli und wollten eigentlich nachts den Vulkan besteigen. Wir getrauten uns aber dann doch nicht das Schiff allein vor der offenen Küste liegen zu lassen. So besahen wir uns halt eben den rot leuchtenden Auswurf von unten.

Das ist auch so eine Sache. Man muss auf vieles verzichten weil man eben oft das Schiff nicht irgendwo allein liegen lassen kann und will. Wir haben da vielleicht etwas übertrieben. Die Sicherheit des Schiffes ging immer vor. Manche sehen das viel legèrer. Zum Beispiel unser Freund Hartmut den wir viele Jahre später kennen lernten.

Der kam am letzten Tag des Karnevals in Recife in Brasilien an. Er wunderte sich noch dass ein so gut gelegener Ankerplatz frei war und ging mit seiner neuen Freundin sofort an Land um Karneval zu feiern. Als sie morgens zurückkamen war ihr Schiff halb untergegangen weil unter ihm ein Riff war auf dem es bei Ebbe leckschlug.

Doch zurück nach Italien. Wir segelten bei schönstem Wetter durch die Strasse von Messina auf die Ostseite von Sizilien.

In all den berühmt berüchtigten Ecken, wie auch der Strasse von Gibraltar, hatten wir immer gute Wetterverhältnisse. Erwischt hat es uns immer ganz wo anders.

In Naxos bei Taormina blieben wir länger und machte einige Ausflüge. Unter anderem auch den schon erwähnten mit dem Garelli auf den Ätna.

Dann mussten wir nach Brindisi denn in den Schulferien sollte Sabine mit dem Zug dahin kommen.

Wir kamen im letzten Moment in Brindisi an nur um festzustellen dass die "Stauferland" , ein Schwesterschiff mit Arthur und Marianne auch dort lag. Die wussten dass Sabine kommt und sie wusste dass die dort waren. Nur wir wussten nichts davon und hatten uns ganz unnötig beeilt.

Im Konvoi segelten wir dann nach Griechenland und haben die Ionischen Inseln abgeklappert. Am Ende der Schulferien fuhr Sabine dann mit der Fähre wieder nach Brindisi und von dort mit dem Zug nach Hause.

Wir machten uns auf um den Peleponnes und quer durch die Ägäis nach der Türkei. Dabei wollte ich einmal bei einem Regenschauer an Deck duschen. Es kam aber soviel Wind dass ich nackt alle Segel bergen musste und mich stark erkältet habe. Dies führte schlussendlich über eine verschlampte Blasenentzündung zu einer ebenfalls verschlampten Hodenentzündung. Und ein Jahr später zu Verlust eines Hodens.

An der Ostseite des Pelponnes wollte ich einige Tage fischen gehen. Dazu machten wir das Schiff ziemlich kompliziert an 2 Felsen fest weil es in der Bucht nach Fisch aussah. Als alles fertig war hatte ich eine starke Abneigung ins Wasser zu gehen und einige Stunden später hohes Fieber. So machte wir uns auf nach Plaka dem Hafen der kleinen Stadt Leonidion wo es mich dann richtig erwischte. Dämlich wie ich war vertraute ich auf "Selbstheilung" anstatt dass ich von irgendwoher Antibiotika besorgt hätte.

Hier hatten wir auch unsere ersten Erfahrungen mit der Pest des Flottillensegeln. Aus Vorsicht hatte ich, so lange ich noch konnte, 2 Anker ausgebracht. Die Flottillensegler brachten es fertig uns teilweise gleich beide Anker auszureißen. Die Flottillenleiter brachten das dann manchmal wieder in Ordnung. Manchmal zuckten sie auch nur die Schultern und fuhren davon. Da kommt dann ganz schön Hass auf wenn man mit hohem Fieber alles wieder in Ordnung bringen muss.

Irgendwann war ich dann wieder gesund und es ging über Amorgos, Kos nach Bodrum in die Türkei.

Bodrum war damals noch ein verschlafenes kleines Nest und die Marina war in ihren Anfängen. Man musste also selber in der Stadt den Hafenmeister etc. suchen. Dafür hatte aber auch niemand etwas dagegen wenn man im Hafenbecken ankerte um die Marinakosten zu sparen. Man gab damals keinen Winterrabatt und so waren die Liegekosten teurer als im Winter in der Nobelmarina Porto Cervo auf Sardinien.

Uns hielt es aber dort nicht lange denn es lockte der Gökova Golf mit seinen vielen schönen Ankerplätzen. Dies war ein richtiges Paradies und damals noch ganz leer. Man fand wunderschöne Ankerplätze bei denen man sogar im Schatten unter den Bäumen ankern konnte. Alles war bewaldet, es gab Quellen und noch genügend Fisch.

Aber wir hatten unserer Tochter versprochen an Weihnachten heimzukommen. so segelten wir nach einigen Wochen dort wieder zurück durch die Ägäis um unser Schiff in Korfu in die Marina zu legen. Es war mittlerweile November und es gab eigentlich nur Flaute oder Sturm und viele Gewitter. In Amorgos mussten wir einige Tage Pause einlegen, es stürmte zu sehr. Weiter ging es über Paros, Serifos nach Poros. Dann durch den Kanal von Korinth. Im Golf von Korinth kam dann ein Gewitter mit Böen nach dem anderen. Nachts dann in dem Ankerplatz Ormos Saranti hat bei uns der Blitz in die Antenne des UKW Funkgerätes eingeschlagen. Ich hatte vorher immer gedacht dass ein Blitzschlag auf einen Stahlyacht nichts macht. Dies stimmt aber nur insofern als man nicht dabei zu Schaden kommen kann. Bei uns zerstörte er die Endstufe des UKW Funks und den elektronischen Geschwindigkeits- und Distanzmesser. Ferner zeigte der sehr sorgfältig kompensierte Kompass 45 Grad daneben.

Als ich am anderen Morgen den Motor startete, hatte er keinen Öldruck. Erst als ich den Geber abmontierte und mir bei einem neuen Start das Öl ins Gesicht spritzte kam ich dahinter dass auch der durch den Blitzschlag im Eimer war. Der Kompass kam im Laufe der nächsten Tage ganz langsam wieder zurück zu einigermaßen normaler Anzeige. Es hatte sich der Magnetismus im Schiff geändert gehabt.

Zwei Wochen später kamen wir dann in der Marina Gouvia in Korfu an. Dort trafen wir dann die "Stauferland" wieder. Wir reisten dann zusammen mit Arthur und Marianne mit der Fähre nach Brindisi und mit dem Zug nach Hause. Dort kauften wir uns einen alten Audi 100 als Einwegauto. Denn ohne Auto kann man in Deutschland auf dem Land nicht leben.

Um Ostern kehrten wir dann wieder zurück nach Korfu und segelten nach ein paar Wochen im Konvoi wieder nach Brindisi. Damals durfte eine Yacht nur 6 Monate in Griechenland bleiben. Meine Frau fuhr wieder zurück nach Hause. Ich bekam dort dann als Quittung für meine verschlampte Blasenentzündung eine Hodenentzündung.

Ich hatte aber noch nichts dazugelernt und nahm meine Chartergäste wichtiger als meine Gesundheit. So machte ich einen Törn mit denen nach Yugoslawien. Ich hatte mir natürlich vorgestellt dass ich von der Koje aus "segeln lasse" . Einer davon hatte am Bodensee eine eigene Yacht liegen. Aber statt in der Koje zu liegen musste ich selber segeln und meinen Gästen die Eimer leeren denn sie waren alle seekrank.

Nach dem Törn, wieder zurück in Brindisi, ließ ich dann das Schiff in der Obhut von Arthur liegen und begab mich nach Hause. Dort ließ ich mich auskurieren und richtete unser Haus zum vermieten her.