Bodrum bis Balearen

 

So gegen Mitte April verließen wir dann Yedi Adalari, zuerst zurück nach Bodrum. Mittlerweile hatten wir auch unsere Pläne geändert und wollten nicht mehr durch das Rote Meer in den Indischen Ozean. Zum einen ging es meiner Frau mit ihren Hüften immer schlechter. Es war absehbar dass sie noch operiert werden musste bevor wir Europa verließen. Zum anderen gab es zu der Zeit laufend Zwischenfälle im Suezkanal und Rotem Meer. Irgend jemand ließ dort immer wieder kleine Minen schwimmen. Die Frachtschiffe wurden dadurch nur minimal beschädigt aber für eine Yacht wäre das das Ende gewesen.

So gab es dann in Marmaris wieder mal eine große Fotokopieraktion. Jürgen von der " Santa Maria" hatte Karten bis einschließlich Karibik und ich Suez bis Singapur. Und jeder wollte in die andere Richtung. Also wurde alles auf einem DIN A 4 Kopierer kopiert und zusammengeklebt. Ich habe meine Kopien ausgenutzt. D.h. ich bin 16 Jahre damit gesegelt.

Jürgen kam nie dazu. Er wurde mit einem fingierten Chartervertrag nach Brindisi gelockt und dort wurde sein Schiff beschlagnahmt. Er hatte es nämlich mit Bankkrediten bauen lassen. Diese bekam er zu einer Geschäftserweiterung seiner Rollladenfirma. Doch statt Roll-Laden bauten seine Arbeiter sein Schiff. Als es dann fertig war verschwand Jürgen damit aus Deutschland.

Jahre später traf ich die " Santa Maria" in der Karibik wieder. Dem neuen Eigner konnte ich die Vorgeschichte seines Schiffes erzählen. Er zog bald weiter nach Patagoniern um dort Charter zu fahren. Da die Welt halt doch ein Dorf ist traf ich ihn rund 10 Jahre später auf der Werft in Martinique wieder. Sein Chartergeschäft lief so gut dass er gerade einen rund 20 m langen Schoner aus Stahl dazugekauft hatte.

Doch zurück zur Türkei. Der Yachtboom fing gerade erst an und die meisten Marinas gab es noch nicht. Auch gab es noch kaum Strandkneipen in den Ankerbuchten. Die Buchten waren in der Ferienzeit wohl schon voll aber um die Liegeplätze prügeln musste man sich nicht. Dies erfuhr ich erst von Seglern die in die Karibik kamen und vorher dort waren.

Also hatten wir gerade noch einen Zipfel vom Paradies gesehen. Denn das war es damals noch. Ankerplätze im Schatten unter den Bäumen hatte ich nie mehr wieder. Und so nette gastfreundliche Leute traf ich nur noch in Brasilien und Kuba an.

Wir segelten , besser gesagt motorten, dann nach Süden bis Finike. Dort drehten wir wieder um denn es gab dort keinen Wind mehr. Nur Schwell und Hitze. Also ging es wieder zurück in den Golf von Fethiye mit seinen vielen Ankerplätzen. Von dort aus machten meine Frauen eine Busreise nach Pamukkale. Von dieser kamen beide sehr krank mit einer Lebensmittelvergiftung zurück. Wir verstanden dann warum unser Freund Sükrü, wenn er mit seinem Bus unterwegs war, selber gekocht hat. Obwohl er als Busfahrer das Essen nicht hätte bezahlen müssen. Laut ihm waren die hygienischen Verhältnisse in der Gastronomie damals sehr schlimm.

Dass wir keinen Ankerplatz oder Hafen ausließen versteht sich von selber. Auch besuchten wir alle vom Wasser aus zugänglichen Altertümer. Diese waren damals, zumindest vom Wasser aus, frei zugänglich.

Alle 3 Monate waren wir für ein paar Tage auf der nächstgelegenen griechischen Insel. Das war viel billiger als eine Aufenthaltverlängerung.

Mitte August dann verließen wir in Marmaris die Türkei endgültig und segelten über Rhodos, Ios um den Peloponnes nach Pilos. Dort klarierten wir nach Italien aus und kamen nach einigen Tagen nach Reggio di Calabria. In Vibo Valencia dann verließen mich meine Frauen und fuhren mit dem Zug nach Deutschland.

Ich segelte nach den Liparischen Inseln und machte auf der Insel Vulkano eine Kur für meine Bandscheiben.

Dort gibt es heiße Schwefelquellen. Eine im Meer am Ufer und direkt daneben in einem Schlammloch. Es war überhaupt nichts organisiert man setzte sich einfach rein. Langweilig wurde es einem auch nicht denn die Italienerinnen schmierten sich den Schlamm ins Gesicht denn er sei auch gut für die Schönheit.     

Das Schiff lag bequem am Kai 100 m daneben. Das macht ich ca. 1 Monat und habe seither nie mehr Beschwerden mit den Bandscheiben gehabt. Das sind mittlerweile 20 Jahre her, von denen ich allerdings 16 in den Tropen verbrachte.

Den Tipp hatte ich von einem Schweizer Segler. Der hatte es so stark mit den Bandscheiben dass man ihn operieren wollte mit nur einer 7o % Chance hinterher nicht im Rollstuhl sitzen zu müssen. Auch er war, als er es mir erzählte, schon seit Jahren beschwerdefrei.

Anschließend an die Kur wartete ich auf einen Scirocco und segelte mit ihm in einem Rutsch bis Porto Azzuro auf Elba. Das war mein erster größerer Einhandtrip. Dort kam dann Sabine wieder an. Wir schauten uns ausgiebig Elba und die umliegenden Inseln an und arbeiteten am Schiff. Unter anderem entrosteten wir erstmals die Fensterrahmen. Eine Arbeit die ab dann so alle 2 Jahr anfiel.

Wir bummelten dann so langsam nach Porto Torres auf Sardinien und schauten uns alles an was unterwegs interessant war, wie das La Maddalena Archipel etc Dann warteten wir auf günstiges Wetter für die Überfahrt nach Menorca. Wohl wissend dass es für diese Überfahrt im November schon etwas spät war.

Endlich wurde dann ein günstiger Wetterbericht gegeben. Südost Stärke 3-4, wenig Änderung. Da starteten wir natürlich sofort. Die Freude hielt auch 2 Tage an. Aber dann kam Nordwest mit Stärke 8 und sehr böig. Und das innerhalb von 20 Minuten. Der Wetterbericht lautete immer noch SE 3-4. Die Wetterberichte im Mittelmeer stimmten eigentlich damals nie, weder in Richtung noch Stärke des Windes.

Wir liefen halt unter Sturmfock weiter während die Wellen langsam die Höhe von Einfamilienhäusern annahmen. Es war also ein ausgewachsener Mistral.

Damit das Schiff besser in den Wellen lag änderten wir unseren Kurs auf den Südzipfel von Mallorca. Dort, genauer in Puerto Colom, kamen wir dann auch nach 36 Stunden bei wieder Flaute an. Die Guardia Civil schickte uns dann nach ein paar Tagen nach Palma de Mallorca denn nur dort könne man einklarieren. Dort kamen wir dann spätabends an und fanden einen Platz am Paseo Colon. Normalerweise gab es da nie Platz. Aber unser Vorgänger war untergegangen und mittags herausgehoben worden. Zwei Monate lang genossen wir es mitten in einer Grosstadt zu liegen wo es alles gab. Ich laminiert dort auch einen neuen Dieseltank ins Schiff. Der alte, aus Gummi von Vetus war durch das ewige Schaukeln durchgescheuert und leckte. Daneben besichtigten wir alles was es in und um der Stadt zu sehen gab. Vor allem mit dem Bordmotorrad waren wir viel unterwegs. Da hatten wir auch ewigen Streit mit der Polizei wegen Sturzhelmen wenn wir zu zweit fuhren. Es gab da 2 Sorten Mopeds. Die eine davon durfte man ohne Sturzhelm fahren. Aber nur mit einer Person. Wir konnten uns aber immer wieder rausreden.

Auf Weihnachten war auch meine Frau wieder gekommen. Im Januar fiel dann mal soviel Schnee dass ich an Deck Schneeräumen musste. Insgesamt war es ziemlich kalt. Aber die Wärme der Petroleumdrucklampe reichte abends als Heizung aus.

Im Februar gingen wir dann wieder nach Puerto Colom wo wir eine nette Clique von Fahrtenseglern antrafen. Aber im April hielt uns nichts mehr und wir segelten nach Menorca das wir in einem Monat umrundeten. Dann ging es zurück nach Mallorca an die Nordküste.

Im Juni dann fuhren meine Frauen wieder nach Deutschland. Sabine heuerte ganz ab. Ihr war es, hauptsächlich im Winter, zu langweilig. Die Segler waren ja auch alle uralt, aus der Sicht einer 18 jährigen.

Ich blieb noch 2 Monate auf den Balearen, vor allem Ibiza. Dann segelte ich nach Cullera. Dies liegt an einem schiffbaren Fluss südlich von Valencia.