Kanaren - Madeira - Portugal

 

Auf Teneriffa ankerten wir zuerst im Hafen des kleinen Ortes Candelaria bevor wir weiter nach Los Christianos segelten. Diesen Hafen hatte mir mal ein Segler als " Auffanghafen für alle gescheiterten Existenzen und solchen die sich nicht über den Atlantik trauen " beschrieben. Dem war eigentlich nichts hinzuzufügen.

Das eigentliche Hafenbecken war voll und in den Vorhafen wehte jeden Tag die Mittagsbrise mit 4-5 Bft voll herein. So blieben wir auch nur 2 Wochen dort. Wir fuhren einige Male mit dem Bus nach Santa Cruz und anderen Orten. Dann mieteten wir uns für 3 Tage einen kleinen Seat Panda. Meine Frau konnte damals schon nur noch mit großen Schmerzen laufen, so konnte sie auch etwas von der Insel sehen. Ich machte noch ein paar Wanderungen und dann zogen wir weiter nach Gomera. Die Fahrten zwischen den Inseln spielten sich immer gleich ab. Die ersten Meilen motorte man bei Flaute, dann kam eine Zone in der es durch die Düsenwirkung der hohen Inseln kräftig blies. In der Mitte dann normales Segeln mit Wind in Passatstärke und dann wieder rückwärts bis zur Flaute bei der nächsten Insel.

In Gomera ankerten wir zuerst im Haupt- und Fährhafen von San Sebastian. Dort kam eines Tages ein kleiner Junge angeschwommen, total erschöpft. Der hatte mit einem zugespitzten Eisenstab einen ziemlich großen Oktopus = Kraken gefangen und sich dabei total verausgabt. Ich brachte ihn dann mit dem Dinghy an Land. Auf dem Rückweg dann erwischte mich ein starke Fallbö. Sie hob das Schlauchboot so weit an dass ich, ich saß auf dem Wulst, ins Wasser flog. Das Boot fiel zurück und fuhr weiter. Zum Glück hatte ich damals nur einen 2 PS Außenborder und das Boot fing an im Kreis zu fahren. So erwischte ich es und konnte es mit einem Hechtsprung wieder unter Kontrolle bringen. Das war einmal ein Fluch der guten Tat.

Bald darauf ging es weiter nach Valle Gran Rei. Auch dort mieteten wir wieder ein Auto um Gomera anzusehen. Die Insel ist so zerklüftet dass man manchmal 20 km fahren muss um auf die andere Seite eines Tales zu kommen. Luftlinie sind es dann oftmals nur 100 m. Kein Wunder dass die Einwohner dort so eine Art Pfeifsprache entwickelt hatten. Ich nehme aber an dass die jüngeren Leute sie heute auch vergessen haben und ein Handy benutzen.

Auch dort gab es eines Abends wüste Fallböen von den Bergen durch das Tal herab. Nach vorn zur Hafeneinfahrt hatte ich zwar 2 Anker draußen, nach hinten aber nur den kleinsten. Der Hafen war so voll dass die Schiffe alle mit Bug und Heck vermurt waren weil kein Platz zu schwoien war. Der Anker slippte natürlich verfing sich aber zum Glück in einer Muring wo ich ihn dann freimachen musste. Wenn wir unseren Autoausflug nicht schon hinter uns gehabt hätten wäre er sicher ins Wasser gefallen. Denn dann hätten wir uns nicht mehr für einen ganzen Tag vom Schiff getraut.

So zogen wir dann leichten Herzens weiter zu Insel Hierro. Dort im Süden im Hafen von La Restinga machte wir dann am Kai fest. Da war aber der Schwell sehr stark und der Wind drückte uns auf den Kai. So machten wir in ein paar Tagen mehr an den Leinen und Fendern kaputt als in Jahren vorher.

Gleich um die Ecke, in Sichtweite, gab es aber dann einen perfekt ruhigen Ankerplatz vor einer Felswand in der viel Vögel nisteten. Von dort aus wollten wir zur Insel La Palma segeln, mussten aber kreuzen. Dabei sah ich dann plötzlich dass an Steuerbord der Salingsbeschlag gebrochen war und das Oberwant frei baumelte. Zum Glück auf der richtigen Seite sodass wir wieder zurücklaufen konnten. In dem Schwell von La Restinga wollte ich nicht im Mast arbeiten. So steuerten wir unseren alten Ankerplatz wieder an. Obwohl es Nacht war trafen wir mit dem Anker unseren Sandfleck wieder. Dank Echolot und dem Geschrei der Vögel und natürlich der Ortskenntnis die ich mir beim Fischen mit der Harpune erworben hatte.

Am andern Tag nach der Reparatur dann ein neuer Anlauf nach La Palme wo wir dann auch einen Tag später um Mitternacht in Santa Cruz ankamen. Dort konnte man nur im Hafenbecken ankern. Hier wurde schon im Handbuch gewarnt dass öfter stärkste Fallböen in den Hafen blasen würden.

Da La Palma mit Abstand die schönste Kanareninsel ist wollten wir sie auch besichtigen und uns wieder ein Auto dazu mieten. So brachte ich dann eine "schlafende" d.h. auf dem Grund liegende Landleine aus. Sollte der Anker nicht halten so würde das Schiff wenigstens im Hafenbecken hängen und nicht an dem gegenüberliegende Wellenbrecher beschädigt werden. Aber es passierte nichts so lange wir dort waren.

Nach 2 Wochen liefen wir dann aus mit Kurs auf Madeira. Fünf Tage später kamen wir dann in Funchal an, schauten uns die Stadt an und machten eine Inselrundfahrt mit den Linienbussen. Dann liefen wir wieder aus nach der Insel Porto Santo die zu Madeira gehört, hielten uns dort aber auch nur 2 Tage auf. Es war mittlerweile September und wir wollten nach Portugal zurück bevor der Nordostwind zu häufig und zu stark wurde.

Nach einer ereignislosen aber fischreichen Fahrt kamen wir nach 8 Tagen wieder in Portimao an. Von dort aus fuhr meine Frau dann wieder mit dem Europabus nach Deutschland um sich operieren zu lassen. Ich wollte noch mal nach Spanien um das Schiff in Portugal ein halbes Jahr liegen lassen zu können ohne mich groß um Verlängerungen der Zollpapiere etc kümmern zu müssen.

Dann wollte ich es in die Marina nach Vilamoura legen und auch nach Deutschland fahren. Auf dem Weg nach Spanien bekam ich plötzlich rasende Bauchschmerzen. Da sie auf der Blinddarmseite waren glaubte ich natürlich es wäre eine Entzündung. Vor allem nachdem es unserem Freund Marc-Albert, den wir wieder mal getroffen hatten, so ergangen war.

Wie eben das Leben so spielt ging mir kurz vor dem Hafen auch noch die Wasserpumpe der Auspuffkühlung kaputt. So ankerte ich und legte vor Schmerzen schreiend eine Behelfsleitung von der Trinkwasserpumpe weg. Es war Nacht und am anderen Morgen wollte ich in die Marina. Bis dahin waren die Schmerzen dann wie weggeblasen.

So versorgte ich das Schiff für eine längere Abwesenheit und fuhr auch nach Deutschland.

Dort brauchte ich natürlich sofort ein Auto. Bei unseren öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Lande läuft ja ohne nichts. Gekauft habe ich um 500 DM einen Renault 5 der noch genügend Rest TÜV hatte. Unser Haus stand gerade mal wieder leer und so wohnten wir dort, d.h. ich. Denn meine Frau hatte mittlerweile einen Operationstermin in Langensteinbach bei Karlsruhe.

So fuhr ich fast jeden Tag bei Eis und Schnee, es war ja mittlerweile Winter, über den Schwarzwald um sie zu besuchen. Es war der sehr kalte Winter 1986-87.

Die Operation verlief gut und sie kam anschließend zur Reha nach Bad Urach. Da kamen wir dann bald auf die Idee dass es gescheiter wäre wenn ich wieder nach Vilamoura aufs Schiff ginge. Allein die Heizung des Hauses war mindestens so teuer wie die Fahrt.

So fuhr ich Anfang Januar bei größter Kälte los. Bei damals zwischen 10 und 20 Grad minus existierte die Heizung des Renault auch nur theoretisch. Aber ich glaubte wenn ich erst mal Lyon hätte dann hätte ich es geschafft. Aber dem war nicht so, im Gegenteil. In der Gegend von Montpellier war auf den Landstrassen dann gar kein Durchkommen mehr. So versucht ich mein Glück auf der Autobahn. Die wurde dann aber auch bald gesperrt und ich legte mich auf dem Parkplatz eines großen Einkaufscenters schlafen.

Ausgerüstet dazu war ich mit Daunenschlafsack und allem denn ich hatte von Anfang an vor unterwegs im Auto zu schlafen. Am anderen Morgen dann hörte ich im Radio dass man in dieser Nacht viele Autofahrer auf dieser Autobahnstrecke zum Teil mit Bergepanzern evakuiert und in Schulen untergebracht hatte. Ohne viel zu denken fuhr ich dann den gleichen Weg wie die Europabusse nördlich der Pyrenäen anstatt dem Mittelmeer entlang wo es bestimmt bald wärmer geworden wäre.

Irgendwann dann in der Nacht wollte das Auto nicht mehr so recht. Mir war klar dass es nicht mehr anlaufen würde wenn ich es zum schlafen abstellen würde. Also fuhr ich vor das Tor einer Renault Werkstatt und legte mich schlafen. So war ich dann morgens gleich der erste Kunde und konnte nach einer Stunde weiterfahren. Es waren nur die Kontakte der Zündung gewesen. In Spanien war es dann auch noch kalt hatte aber keinen Schnee mehr.

Irgendwo, schon im Süden Portugals, verschlief ich dann einen ganzen Nachmittag auf einer Wiese neben einem Bach. In dem hatte ich mich zuerst ausgiebig gewaschen, erstmals seit Tagen.

Insgesamt dauerte die Fahrt fast eine Woche. Dafür war es dann an der Algarve recht warm. Ich besichtigte alles was es so zu sehen gab nachdem ich ein Auto dabei hatte. In Loule war ich beim Karneval. Der war ganz im Stil von Rio aufgemacht mit Wagen voller Mädchen in Bikinis und ähnlichen leichten Kostümen. Was müssen die gefroren haben, denn soooo warm war es dann doch nicht.

Bevor ich Mitte März wieder zurück nach Deutschland fuhr erforschte ich noch einige Flüsse und Lagunen vor allem in Spanien.

Die Rückfahrt, diesmal entlang dem Mittelmeer verlief problemlos.