Nordost Karibik - Virgin Islands

 

Es versteht sich von selbst dass wir alle Inseln im Umkreise besuchten. Einige unbewohnte Inseln wie Fourchee und Tintamarre liegen ziemlich nahe bei St. Martin. Diese zwei haben schöne Ankerplätze  Als unabhängiger Staat und direkt daneben liegt Anguilla. Da man dort durch viele Ankerverbote u.ä. sehr eingeschränkt wird sind wir dort nie hingegangen. Öfter dagegen waren wir in St.Barthelemy, kurz S. Barts genannt. Das ist eine Reiche-Leute Insel deren ganzer westlicher Teil Rockefeller oder Rothschild gehört und dort einen guten Ankerplatz hat. Ganz im Gegensatz zu Gustavia der Hauptstadt. Dort liegt man beschissen, rollt ständig und muss noch viel dafür bezahlen. So sind wir dort nur immer mit dem Dinghy hingefahren.

Dann ist da weiter entfernt noch Saba, St. Christopher = St. Kitts, Nevis und Montserrat. Montserrat hat einen frisch ausgebrochenen Vulkan der Unmengen Asche rauswirft. Die Bevölkerung wurde evakuiert und wer zu nahe vorbeisegelte hatte Schiff und Segel eingesaut. So sind wir natürlich dort nie hin. Ebenso wenig nach Saba das ein Liegeplatz für geparkte Tanker ist. Nevis und St. Kitts haben wir einmal besucht fanden es aber nicht so toll dort. So beschränkten wir uns auf gelegentliche Übernachtungsstops in St. Kitts.

Die britischen Virgin Islands haben wir ausgelassen, bzw. sind halt nur durchgesegelt. Dort muss man nämlich eine Aufenthaltssteuer bezahlen und alles ist mir zu sehr auf den Chartertourismus amerikanischer Art zugeschnitten. An solche Plätze gehe ich erst dann wenn es wirklich keine anderen mehr gibt. Aber wahrscheinlich lebe ich dazu noch lange genug.

Die amerikanischen Virgins haben wir besucht da wir ein Visum für die USA hatten. Wer nämlich mit der Yacht dort einreist braucht ein Visum.

Bis dahin hegte ich immer noch den Plan den amerikanischen Intra Coastal Waterway zu besuchen. Dieser führt mit kleinen Unterbrechungen von Florida bis nach New York. Aber nachdem ich in den Virgins den amerikan Way of Live näher kennen gelernt hatte, hatte ich dazu keine Lust mehr. Es ist mir alles zu oberflächlich dort wie auch die gelernte unechte Freundlichkeit in allen Geschäften.

In Charlotte Amalie auf St. Thomas haben wir einklariert. Dies ist die Hauptstadt der US-Virgins und eine Touristenhochburg mit täglich ca. 5 Kreuzfahrt Schiffen. Direkt neben dem Dinghy Dock war auch ein großer Supermarkt wo wir einkauften was dort billig war. In dem Supermarkt waren auch immer viele Kunden aus einer direkt daneben liegenden großen Seniorensiedlung. So ärmliche Rentner wie dort im reichen Amerika habe ich weder vorher noch bis heute gesehen. Und in Brasilien z.B. war es ja wirklich ärmlich. So kann ich mir wirklich vorstellen wie es hier in Deutschland nach der Demontage des Sozialstaates aussehen wird.

Die reichen Rentner leben dort natürlich ganz anders in ihren riesigen Häusern in den Hügeln. Diese Häuser sind aber ganz windig und nur auf Schau gebaut. Sie sind meist aus Holz und die tragenden Teile sehr unterdimensioniert. Die Hurricans gaben mir Gelegenheit die Bauweise zu studieren, es gab ja genügend total zerstörte. Auch zerstörte Yachten lagen genügend am Ufer. Zum Teil waren nicht mal die Segel abgeschlagen worden um die Angriffsfläche des Windes zu vermindern.

Wir haben sowohl St. Thomas als auch das daneben liegende St. Johns umsegelt und keinen Ankerplatz ausgelassen. Aber einmal gesehen hat gereicht. So klarierten wir aus und machten uns auf in den Süden ohne den Wunsch mal wieder zurück zu kommen.

Dort in Grenada/Carriacoo verbrachten wir wieder die Hurrican Saison. Ich werkelte wie üblich meist morgens etwas am Schiff und ging mittags nach der Siesta zum Fischen. Im Dezember segelten wir dann wieder nach Martinique. In St. Anne verbrachten wir wieder Weihnachten und den Jahreswechsel.

Anfang 1997 kam dann Sabine wieder mal zu Besuch. Diese hatte mittlerweile am Bodensee ihre Segelscheine gemacht. Sie sagte sich ja ganz richtig dass man in Europa zu allem einen Schein braucht, segeln können reicht ja nicht mehr. Als die in der Segelschule erfuhren wo und wie viel sie schon überall gesegelt war behielten sie sie dort gleich als Segellehrerin. So fuhr sie in der Karibik ihren ersten Törn als Skipperin auf einem großen Katamaran. Eine ganz schöne Leistung mit so einem Ungetüm von 14 m Länge und 7 m Breite auf den vollen Ankerplätzen zu navigieren.

Nach ihrem Törn kam sie zu uns an Bord und wir segelten zusammen nach Antigua und von dort nach St. Martin von wo sie wieder mit der Air France zurückflog.

Der Törn wurde ziemlich materialintensiv denn hinter Domenica zeriss es uns das Grossegel. So setzten wir das Reservegroß und segelten weiter zu den Ile de Saints. Dort reparierten wir das Segel. Gerade rechtzeitig denn im Kanal zwischen Guadeloupe und Antigua zeriss es uns auch das Reservegroß. Dieses reparierte ich dann in English Harbor auf Antigua. An beiden Segeln nähte ich so etwa 2 Tage.

Antigua ist recht hübsch mit vielen tief eingeschnittenen Buchten die an der Ostseite sogar noch ohne Rummel waren. Die an der Südseite wie English- und Falmouth Harbor sind natürlich voll berummelt. English Harbor war ja früher ein Stützpunkt der englischen Navy. Die alten Gebäude stehen unter Denkmalschutz und sind liebevoll restauriert und wirklich sehenswert. Man muss ja zum aus und einklarieren sowieso dorthin, da kann man sie gleich besichtigen.

Das erstemal mit Sabine waren wir nur kurz dort denn wir wollten ja noch weiter nach Barbuda das zu Antigua gehört und nördlich davon liegt. Bei späteren Besuchen haben wir die Insel mehrmals umrundet und alle Plätze besucht. An der Ostküste kann man aber leider die Fische wegen Ciquatera nicht essen. Die Riffe sind auch durch den Schwell der Hurricans ziemlich zerstört. So blieben einem dort nur die Langusten.

Barbuda ist von Riffen umsäumt und auch auf der Route von Antigua her liegen einige. Deshalb braucht man gutes Licht für die Ansteuerung und die Suche nach einem Ankerplatz. Darum sind wir schon morgens um 5 Uhr ausgelaufen. Denn ich hasse es motoren zu müssen um eine bestimmte Geschwindigkeit zu halten um zu einem vorbestimmten Zeitpunkt anzukommen. Barbuda ist wirklich das Ende der Welt. Es gibt eine kleine Ortschaft aus Bretterhütten, genau wie im wilden Westen. Im Süden wo die besten Ankerplätze sind auch ein oder 2 Hotels. Das nach Süden vorgelagerte Palasterriff ist riesig und Naturschutzgebiet. Die Riffe an der Küste dagegen nicht und dort gab es auch Langusten genug. Die waren vor allem für Sabine der Hit.

Nach einigen Tagen mussten wir dann aber wieder zurück um in Antigua auszuklarieren. Wir mussten ja noch nach St. Martin um Sabine zum Flieger zu bringen. Unterwegs wurden wir von einer englischen Fregatte belästigt die uns per Funk kontrollierte. Dabei wollten sie Sachen wissen bis hin zum Namen des Vaters. Alles im Namen ihres selbsterfunden Drogenkrieges und als Büttel der Amerikaner.

Sabine brachten wir dann mit Dinghy und zu Fuß zum Flughafen. Die Gastfreundschaft der Neger ging im holländischen Teil so weit dass sie von einem Taxifahrer beschimpft wurde weil sie an einem Trinkwasserspender in der Schalterhalle trank. Der sei nur für Einheimische, Touristen sollten sich gefälligst eine Cola kaufen. Das sind alles so die Kleinigkeiten die einem auf die Dauer den Umgang mit den Negern verleiden.

Wir machten uns auf den Weg nach Trinidad, ließen bei Powerboat das Schiff an Land setzen und flogen Mitte Mai für 3 Monate nach Deutschland. Für mich war das der erste Besuch seit 9 1/2 Jahren. Dass es nicht 10 Jahre waren betone ich immer. Denn viele Deutsche in der Karibik können erst nach 10 Jahren wieder zurückkehren wenn ihre Steuerschulden verjährt sind. Das heißt verjährt ist nur eine die Strafe. Die Schuld wird trotzdem eingetrieben. Aber das war es einigen die ich so kennen gelernt habe wert wie z.B. der Besatzung der Big Mouse. Auch die hatten sich alles halt so ganz anders vorgestellt. Und selbst ein großes Haus das sie auf Martinique hatten konnte sie nicht dort halten.

Für mich war dieser Flug der erste in meinem Leben. Es war aber auch die klapprigste Maschine mit der dann später je flog. Dafür mit den nettesten Stewardessen und dem billigsten Bier, nämlich zu Trinidader Landpreisen. Und Platz im Flugzeug ohne Ende, man konnte quer über 4 Sitze schlafen. Es war ab Tobago zu einem Drittel besetzt. Die Fluggesellschaft war die Britisch Westindische Airline, kurz BWI genannt, und in Trinidad beheimatet.

In Frankfurt nahmen wir uns einen Mietwagen. Als ich endlich nach drei Ehrenrunden die Ausfahrt aus dem Parkhaus fand war der Rest einfach. Hier in Deutschland habe ich die ganzen 3 Monate eigentlich nur am Haus gearbeitet. wie sich dann bei der Scheidung herausstellte ganz umsonst. Die EX tat nichts um bekam trotzdem von allem die Hälfte. Wer also viel selber macht zahlt drauf. Aber die Scheidung war erst 4 Jahre später.

Als wir zurückflogen konnte sich die Bodenstewardess beim einchecken nur wundern dass wir so eine Reise nur mit Handgepäck machten. Am Gepäckband musste ich aber trotzdem anstehen um unser Küchenmesser abzuholen das die Reise im Gepäckraum mitmachen musste. Meine Frau hatte es mitgenommen um während der Wartezeit in Frankfurt Vesperbrote zu richten.

Das Schiff fanden wir unversehrt vor. Durch den vielen Regen in Trinidad sind dort manche Yachten an Land schon mit Regenwasser vollgelaufen. Ein Schweizer ließ sein Stahlschiff dort jahrelang stehen um zu Hause Geld zu verdienen. Als er zurückkam war das Schiff randvoll und die ganze Inneneinrichtung, Motor und Elektrik im Eimer. Da dass Regenwasser sehr aggressiv ist war auch der Rumpf an sehr vielen Stellen durchgerostet. Diese musste er alle rausschneiden und neues Blech einschweißen. Als ich ihn im Spaß fragte warum er so viele kleine Fenster einbauen würde sprach er nie mehr mit mir.

Natürlich erneuerten wir den Unterwasseranstrich bei der Gelegenheit. Dabei erlebten wir auch ein Erdbeben. Das ist vielleicht ein dummes Gefühl auf einem an Land stehenden Schiff. Zumal wenn es so hoch aufgebockt war um auch den Hubkiel warten und streichen zu können.

Die nächsten 2 Monate hielten wir uns meist in Chacachacare auf, bevor wir wieder langsam nach Martinique segelten um dort mit unseren Freunden den Jahreswechsel zu begehen.

Das ganze Jahr 1998 verlief wie gehabt zwischen Martinique, Antigua, Barbuda, St. Martin und in der Hurricansaison dann Grenada. Weihnachten/ Neujahr verbrachten wir diesmal in Carriacoo.

Dann wieder Martinique, Guadeloupe, St. Martin. Dort verproviantierten wir das Schiff dann wieder komplett um endlich mal wieder etwas Neues zu sehen. Auch kauften wir neue Batterien und die 4. Ankerkette. Wir wollten endlich die Westkaribik besuchen. Denn die letzten Jahre hatten wir etwas an Drive verloren und waren im Begriff wie die meisten Segler dort zu vergammeln.

Aber zuvor mussten wir natürlich noch zum Zahnarzt denn die Reise würde etwas länger dauern und über wirklich offene See gehen.

Als ich dann hörte dass ein Zahn zerbrochen sei und nur noch gezogen werden könne war ich so schockiert dass ich sagte das müsse ich mir noch überlegen und wieder ging.

Nach meiner Lebensphilosophie war ich nämlich so lange nicht alt wie ich noch alle Zähne hätte. Dazu kam noch dass in der letzten Zeit 2 unserer Freunde ziemlich plötzlich gestorben waren. Da begann es auch mir zu dämmern dass auch mein Leben nicht ewig währen würde.