West Karibik - Belize

 

Am 14. Mai gingen wir Anker auf um quer durch die Karibische See nach Belize zu segeln. Unterwegs wollten wir auf der Serenilla Bank Station machen um ausgiebig zu fischen. Das Wetter war die ersten Tage sehr schön und es war ein Genuss bei ruhigem Wetter mit offenen Luken vor dem Wind zu segeln. Da kann man im Vorschiff schlafen und wenn dann der Wind durch das Schiff streicht ist das sehr angenehm.

Leider dauerte der Spaß nur ein paar Tage dann zog sich der Himmel zu und es gab eine tropische Störung mit viel Wind und dem entsprechenden Seegang. Eine tropische Störung ist eine Vorstufe von einem Hurrican. Zuerst ist es eine tropical Wave, dann Störung oder Depression. Dann Sturm und zuletzt Hurrican. Unsere überlegte es sich ob sie sich weiterentwickeln sollte oder nicht. Ich kann wirklich nicht sagen dass ich mich sehr wohl in meiner Haut fühlte. Denn zusätzlich ist das Fahrwasser dort durch viele Bänke sehr eingeengt. Und bei Sturm steht auf den Bänken eine mörderische See.

Das ganze Wettergeschehen zieht in der Karibik ziemlich langsam nach Westen, kaum schneller als eine Segelyacht läuft. Wir hätten also durchaus mit dem gleichen Wetter bis Belize segeln können, zumindest hätte es tagelang gedauert bis es uns überholt hätte.

Da wir ja auf die Serenilla Bank wollten, und auch nicht die ganze Strecke in Sturm und Regen segeln wollten beschlossen wir uns " überrollen " zu lassen. Wir ließen also das Schiff vor Top und Takel treiben. Der Autopilot hätte es sogar gesteuert, tat sich aber sehr schwer damit. Drum schalteten wir ihn aus um ihn zu schonen und setzten das Ruder mittschiffs fest. So kreuzte das Schiff selbstständig vor dem Wind. Immer wenn es halste wurden wir furchtbar durchgeschüttelt, dann war wieder relative Ruhe bis zur nächsten Halse. Dies ging 2 Tage so bevor der Wind wieder handig wurde. Es war die einzige Zeit auf allen Reisen wo mal nicht gekocht wurde und es nur kalte Ravioli direkt aus der Dose gab. Die Gefahr eines Feuers beim Vorheizen des Petroleumherdes war mir zu groß. Ernsthaftes ging nicht zu Bruch nur Kleinigkeiten. Es war aber doch der heftigste Sturm den ich je erlebt habe.

Dann konnten wir wieder Segel setzen und den rund 50 cm hohen Korallenfelsen suchen, der die Einfahrt zur Serenilla Bank markiert, bzw. den ich dazu ausgesucht hatte weil ich durch ihn einen genauen Standort hatte. Ohne GPS hätten wir ihn nie gefunden. Es gab ja schon 3 Tage vor dem Sturm keine Sonne mehr für eine Standortbestimmung und wohin wir in den 2 Tagen Sturm getrieben waren wäre auch nicht festzustellen gewesen. Auch die Sicht war sehr schlecht aber es war überhaupt kein Problem.

Auf der Serenillabank mussten wir dann noch einige Meilen aufkreuzen. Zum Schluss motorten wir gegenan bis der Motor plötzlich stehen blieb. Aufgewühlter Dreck hatte den Filter verstopft. Also Segel wieder hoch und weiter gekreuzt. Mit dem letzten Büchsenlicht fanden wir dann noch einen Sandfleck zum ankern.

Wir hatten schon gesehen dass auf dem kleinen Cayo ein Bunker bzw. Haus stand. Kaum war der Anker unten quäkte der UKW Funk " unidentifiziertes Fahrzeug melde dich" hieß es auf spanisch. Es stellte sich heraus dass die Insel ein Außenposten der kolumbianischen Coast Guard war. Wir einigten uns darauf dass ich meine Maschine klar machen würde, am anderen Tag näher vor Anker ginge und zum Einklarieren kommen würde. Also nichts mit einsamer Insel und so. Die sehr kleine Insel war mit 40 Mann sogar ausgesprochen überbevölkert.

Am anderen Morgen dann als die Maschine wieder lief ging ich so nahe wie möglich an der Insel vor Anker vor allem um aus dem Schwell rauszukommen. Das Dinghy setzten wir gar nicht erst ins Wasser denn das Schiff schaukelte von Scheuerleiste zu Scheuerleiste so sehr war die See durch den Sturm noch aufgewühlt.

So schwamm ich also zum einklarieren mit einem wasserdichten Behälter mit den Papieren und einem Six-Pack Bier dabei. Man war in deren Boot gerade dabei es zu reparieren. Besser gesagt zumindest das UKW-Funkgerät zu Tode zu reparieren. Da es mittlerweile wieder heiß war sprang immer mal einer über Bord um sich abzukühlen. Anschließend tropfte dann das Salzwasser aus seinen Haaren in das geöffnete Gerät. Kurz es war eine lustige Bande dort die furchtbare Langeweile hatte. Sie meinten wir sollten doch einige Zeit dableiben. Dann kämen die Schildkröten zur Eiablage und es gäbe Rührei ohne Ende.

Aber das liegen vor Anker war so lästig dass wir nur alles reparierten, Brot buken und am anderen Tag weitersegelten. Der Rest der Reise verlief dann wieder ruhig wie vor der Störung. Wir segelten in Sichtweite entlang der Bay Islands vor der honduranischen Küste, machten aber dort nicht Station denn die sparten wir uns für später auf.

Nach 16 Tagen klarierten wir in Punta Gordo im Süden von Belize ein. Von unseren Unterlagen wussten wir dass es dort am relativ einfachsten war weil Zoll und Immigration am Ort und vor allem am Hafen waren. Ich also keine teuren Taxifahrten der Beamten bezahlen musste. Diese Spielchen laufen in fast allen ehemaligen englischen Kolonien immer gleich ab.

Den letzten Tag waren wir nur noch ganz langsam gesegelt um morgens zur Geschäftszeit anzukommen und keine Overtime bezahlen zu müssen. Wir taten ganz richtig daran denn später hatte ich dort mal einen großen Streit weil mein Anker 5 Minuten vor 8 Uhr früh gefallen war und der Zöllner dafür Overtime kassieren wollte. Aber nicht mit mir!

Punta Gorda ist ein kleines Kaff, es gab also auch nicht viel zum kaufen und zu sehen. Generell sind die Versorgungsmöglichkeiten für eine Yacht in Belize nicht sehr toll. Mal von Belize City abgesehen. Vor allem Obst und Gemüse fehlt meist bzw. gibt es nur an bestimmten Tagen wenn der LKW kommt. Dann ist es auch meist schnell ausverkauft. Dazu ist alles, vor allem das Bier, sündhaft teuer. Eine Dose kostete 2,5 US$.

Aber da man sowieso nur 3 Monate dort bleiben darf haben wir immer alles was wir für einen Aufenthalt in Belize brauchten in Guatemala gekauft. Dort gibt es überall alles und billiger ist es auch.

Aber soweit sind wir noch nicht. Zuerst machten wir mal Belize im Schnelldurchgang. vor allem interessierten wir uns für sehr geschützte Ankerplätze denn die Hurricanzeit war nahe. So segelten wir innerhalb des Barriereriffs nach Norden. Das ist eine sehr schöne Segelei denn man hat den vollen Wind aber keinen Schwell. Dabei besuchten wir natürlich wie üblich fast alle Ankerplätze die am Wege lagen. Das Ankern war oft schwierig denn der Grund ist oft schlecht. Seegras über Schlamm, da hält kein Anker zuverlässig. So gingen wir auch öfter mal auf Drift oder brauchten mehrere Versuche bis der Dampfer so einigermaßen hielt.

Die Nächte und der Morgen waren meist fast windstill aber mittags setzte sich der Passat immer voll durch. Da musste man die Einkäufe und Behördengänge alle morgens machen damit man wieder auf dem Schiff war wenn der Wind kam. Denn die Orte am Festland haben dort immer einige Seemeilen offenes Wasser vor sich ehe das Barriereriff dann wieder Schutz gab. Und da baute sich dann doch eine ganz schöne See auf.

Plätze um sich länger aufzuhalten, d.h. ein geschützter Ankerplatz, Einkaufsmöglichkeiten und Unterhaltung an Land gibt es in Belize nicht. Allenfalls noch in Placencia. In Belize City liegt man dazu zu sehr ungeschützt und die Stadt ist dreckig und gefährlich nach Einbruch der Dunkelheit.

Zu der Zeit als wir erstmals dort waren hörten wir immer wieder im Radio dass die "ausgeschlachteten" Leichen junger Frauen gefunden wurden. Es wurde angenommen dass dort ein schwunghafter Handel mit Organen für die USA lief. Die Frauen wurden entführt, getötet, die Organe entnommen und die Leichen dann vom Auto aus in den Sumpf geworfen.

Obwohl unsere Organe wohl schon zu alt waren hielten wir uns immer nur ganz kurz in Belize City auf, meist nur einkaufen, telefonieren und Post holen.

Bei unserer ersten Reise durch Belize gingen wir auch nördlich bis Ambergis Cay an der Grenze zu Mexiko. Aber nur ein mal. Das Wasser dort ist überall sehr flach, selbst in den Fahrrinnen meist nur knapp 1,5 m.

Ambergis Cay selbst ist eine Touristen Hochburg für Taucher. Und die Tauchbootfahrer waren überall wo wir waren die rücksichtslosesten Rowdys. Dort kann man nur am Rande des Fahrwassers ankern und da donnern sie dann mit 2x 250 PS und Vollgas einen Meter an den Yachten vorbei. So kann man noch nicht mal sicher ums eigene schiff schwimmen ohne Gefahr zu laufen untergebügelt zu werden. Der einzig sichere Platz war unter dem Schiff.

So hört man auch dauernd im Radio dass wieder mal irgendwo eine Manate totgefahren wurde. Manates sind Seekühe und die sind fast überall ausgerottet. In Belize und Guatemala gibt es noch ein paar davon. In Guatemala werden sie geschossen und geschlachtet und in Belize totgefahren. Da sie keine natürlichen Feinde haben sind die trägen Viecher sehr zutraulich und lassen sich fast anfassen.

So haben wir also Ambergis Cay schnell wieder verlassen. Zumal das Riff dort schmal ist und immer noch genügend Schwell am Ankerplatz ist wenn auch gerade mal kein Speedboot unterwegs ist. Der Weg zurück war natürlich genau so schwierig und genaugenommen war das eigentlich von allen Reisen die einzige die nicht auch mit einem Festkiel von so ca. 1,5 m Tiefgang zu machen gewesen wäre. Selbst im nächsten Jahr dann in Kuba wäre man damit ausgekommen. So hat sich also der Hubkiel nicht unbedingt rentiert. Nach Mexiko wollten wir nicht denn dort denn dort wurden die Yachten von den Behörden zu sehr abgezockt. In jedem Hafen oder Ankerplatz muss man zum nächstgelegenen Hafenamt und dort bis zu 50 US$ an Gebühren abdrücken, ohne mich !

Wir segelten anschließend über das Barriere Riff nach draußen, mal wieder über offene See, zum Turneff- und Lighthouseriff. Das Turneffriff war nicht so interessant, auch nur Mangroveninseln mit einigen Hotels drauf. In der Einfahrt in die Lagune zeigte das Echot plötzlich nur noch ganz wenig Wasser an. Das Schiff fuhr aber ohne abgebremst zu werden weiter sodass ich an einen Fehler des Echolotes dachte. Erst als wir einige Tage später wieder rausfuhren sahen wir den Graben den wir durch den ganz weichen Schlamm gezogen hatten.

Ganz anders war dann dafür das Lighthouse Riff. Dies ist ein perfektes Ringatoll wie in der Südsee mit nur wenigen Zufahrten. Auf dem Luvriff liegen einige Wracks die durch Hurricans oder schlichte Navigationsfehler drauf kamen.

Eines davon war der Ansteuerungspunkt um durch den innen liegenden Riffgarten zu kommen d.h. man musste mit einem bestimmten Kompasskurs darauf zufahren. Als wir dann plötzlich mitten im Korallengarten waren und nicht mehr weiter kamen stellten wir fest dass wir auf ein neues Wrack zugehalten hatten. Das war in dem Führer noch gar nicht erwähnt. Das für uns wichtige war so zerstört dass man es mittlerweile kaum noch sah. Von den ganz alten Wracks sind irgendwann nur noch die Dampfkessel sichtbar weil diese aus so dickem Stahl sind dass sie am längsten erhalten bleiben.

Wir steckten also mitten in den Korallen und die Gasse war zu eng zum wenden. So mussten wir also ziemlich "holzen" bis wir gewendet hatten. Dann konnten wir genau nach dem graphischen Display des GPS in unserer Einfahrtsspur wieder raus. Zum Glück hatten die Amis einige Jahr vorher aufgehört die Signale zu stören, oder besser gesagt das System für die privaten Benutzer künstlich ungenau zu machen. So war es wirklich auf den Meter genau.

Als wir wieder draußen waren und auf das richtige Wrack zuhielten kamen wir problemlos durch bis auf einen Ankerplatz dicht hinter das Außenriff. Dort blieben wir einige Tage um das glasklare Wasser und die damit verbundene gute Sicht beim tauchen.