Auswahl der Super Secura


Auf dem Törn von den Aland Inseln zurück nahm die bis dahin vage Idee eines neuen Schiffes Gestalt an. Einige der Ideen haben sich bewährt, andere nicht so. Zum Teil war es nur so dass der Bauaufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stand. Dies war z.B. mit dem Hubkiel so. Öfters waren es nur kleine Details die einen auf die Dauer störten, z.B. dass sich die Windschutzscheibe nicht aufstellen ließ. Heute würde ich natürlich vieles ganz anders machen. Ich will versuchen in diesem Kapitel einige Tipps zu geben.

Die Ideen die ich damals in der Ostsee hatte bezogen sich natürlich nicht auf ein Schiff das man nur im Urlaub und an den Wochenenden segelt. Sondern schon auf eines auf dem man dauernd lebt und große Reisen macht. Denn da hat manches einen ganz anderen Stellenwert. Zum Beispiel spielt die Geschwindigkeit nicht die Rolle wie sonst bei Segelyachten. Natürlich macht aber eine bleierne Ente, die sich erst so bei 5 Windstärken überlegt ob sie sich ohne Maschine bewegen soll, auch keinen Spaß. Aber es ist ein Unterschied ob Sie mit einem leeren Schiff am Sonntag ein paar Stunden durch die Gegend brettern. Da sind 40 Grad Schräglage schön. Wenn Sie aber dauernd darauf wohnen ist das Schiff ja voll beladen mit allem was Sie so bei sich führen. Wenn dann aber unten in der Bilge die Weinflaschen kaputt gehen, die Sorte die Sie erst nächstes Jahr in Martinique wieder nachkaufen können, sieht es anders aus. Dass die Schranktüren nicht aufgehen setze ich mal voraus. Aber in jedem Fach das nicht ganz voll ist fliegt alles durcheinander. Da lassen Sie so was ganz schnell bleiben und reffen bei 15-20 Grad so dass alles am Platz bleibt. Wenn man so nur mal schnell um die Ecke zu einem anderen Ankerplatz segelt passiert so etwas sowieso oft genug. Da räumt man dann wegen den paar Meilen nicht extra auf. Es kommt dann aber sicher eine Fallbö oder ein Gewitter. Und siehe oben.

Doch zurück zu Planung und Bau meines neuen Schiffes. Mit meinen Tipps und Ideen langweile ich Sie dann schon noch. Auch wenn es dadurch etwas unübersichtlich wird sage ich Ihnen immer gleich dazu wie sich die Ideen bewährt haben. Oder auch nicht.

Es musste also unbedingt eine feste Windschutzscheibe und ein klappbares Sprayhood haben, also einen gedeckten Steuerstand. Das war eine meiner besten Ideen, nie mehr ohne. Wie oft sind wir in T-Shirt und Badehose gegenangebolzt und andere Yachten in der Nähe im Ölzeug. Nur unbedingt muss ein Teil der Windschutzscheibe zum Aufstellen sein. Sonst stellt man sich in warmen Gegenden den letzten Windhauch, den man zum kühlen braucht, ab. Das Sprayhood dachte ich mir bei schönem Wetter offen, ebenso wenn es stark regnet und man unbedingt sehen musste wo es lang ging. Tatsächlich blieb es nach unsere Zeit im Mittelmeer zu. Dort regnet es ja 8 Monate lang fast nie. In den Tropen regnet es dagegen jeden Tag ein wenig. Als der Stoff dann ersetzt werden musste, machte ich es nicht mehr zum aufmachen. Heute würde ich ein festes Dach draufmachen. In Korallengewässern stand ich auf der Cockpitbank und steuerte mit dem Fuß Oder von Deck aus per Zuruf , oder mit der Remote-Controle des Autopiloten. Wenn das Schiff groß genug wäre hätte ich heute sogar gerne ein festes Steuerhaus.

Stichwort groß genug. Die Super Secura von Reinke für die ich mich schlussendlich entschied ist 11.14 m über alles lang, bei 10m Wasserlinie. Dabei 3.3.m breit und sollte 8 to verdrängen. Tiefgang mit eingeholtem Kiel 1 m abgesenkt 2 m. Es ist ein Multiknickspanter und von den Materialstärken her ziemlich überdimensioniert. Am Wind hat sie 50 qm Segelfläche. Ein Mittelcockpit und eine Achterkajüte. Diese ist aber nur über Deck zugänglich. Als Motorisierung schlug Reinke 5o-80 Ps vor. Ich baute einen OM 636 von Mercedes mit 36 PS ein der immer stark genug war. Ein guter unkomplizierter Motor der früher in den legendären 180 D eingebaut war und später dann in Spanien in allen möglichen Fahrzeugen dieselte. Nur ist es heute schwierig Ersatzteile zu bekommen.

Wie gesagt sie ist 11m lang. Das war vor 30 Jahren als ich zu bauen begann noch groß. Wir machten anfangs sogar noch ein bisschen Charter mit bis zu 4 Gästen. Heute ist das fast nicht mehr denkbar. So haben sich die Ansprüche entwickelt. Ein Fahrtenschiff für die normale 2 Personencrew sollte meiner Meinung nach nicht länger als 14 m sein. Sicher wenn Sie ein neues Schiff kaufen, und das Geld haben, wird Ihnen der Yachtverkäufer erklären dass man heutzutage auch noch 16 - 18 m Schiffe zu zweit segeln kann. Dank Bugstrahlruder, elektrischer Segelreff Anlage usw. usw. Was er Ihnen nicht sagt, ja auch nicht weiß, ist dass Sie ja sehr oft auch allein sind. Weil Ihre Partnerin die Enkel besuchen muss, krank ist oder was weiß ich. Dazu kommt dass die ganzen Spielzeuge nach einiger, ziemlich kurzer, Zeit nicht mehr funktionieren. Und dann können Sie alleine nicht auslaufen. Als bleiben sie bei 12-14 m und achten Sie unbedingt auf Einhandtauglichkeit.

Dass man sie mit eingezogenem Kiel trockenfallen lassen konnte gefiel mir ganz besonders gut. Wir haben dann auch einige Jahre den Antifouling Anstrich immer so erneuert. Dabei stellte sich heraus dass die Bodenfläche genau die richtige Schräge hatte. Wenn man senkrecht auf den Sandstrand fuhr stand das Schiff auch in Längsrichtung genau gerade. Egal ob an der Algarve oder auf einem Urwaldfluss in Brasilien und Französisch Guyana.

Manchmal musste man dann natürlich auch die Bodenfläche und den Kiel streichen. Was dann kam hatte ich nicht bedacht. Um den Kiel streichen zu können musste das Schiff hoch aufgebaut werden, vorn ca. 1.5 m . Dazu hatten die allermeisten Werften kein Material. Oder sie lehnten es aus Sicherheitsgründen ab. Sehr wenige hatten für solche Zwecke spezielle Gruben.

Alles in Allem bin ich der Meinung dass sich der Hubkiel zwar bewährt hat. Wenn man aber die Arbeit der Herstellung betrachtet hat er sich nicht gelohnt. All die Einzelteile der Hubmechanik zu drehen, die Materialbeschaffung usw. Ich habe ihn nie als Echolot benutzt und die Ankerplätze die ich so anlief wären mit einem festen Kiel von 1,6 m auch möglich gewesen. Und die einzigen Grundberührungen die ich hatte waren an Plätzen wie der Norden Belizes die ich aber ohne den Hubkiel nie besucht hätte. Und die rückblickend auch nicht so toll waren.

Das Material nämlich Stahl habe ich nicht aus Überzeugung gewählt sonder weil es bei meinen Möglichkeiten fast das einzige war. Ein Vollholzboot wollte ich nicht ebenso wenig wie Sperrholz. Von Kunststoff ließ ich gottseidank die Finger obwohl es auch in der engeren Wahl war . Ich wollte in jedem Falle im Garten bei meinem Haus bauen. Ich wusste damals schon dass die meisten Schiffe nie fertig werden wenn man erst 20 und mehr Kilometer zur Baustelle fahren muss. Nach der ersten Euphorie findet man bald immer einen Grund warum es sich heute nicht mehr lohnt, aber dann morgen ganz bestimmt.

Wenn ich in Kunststoff gebaut hätte wäre die Pleite fast vorprogrammiert gewesen. Ich wollte in einem Zelt bauen. Wie ich später beim Anstrich dann feststellte hatte wir selbst im Sommer nicht immer die erforderlichen Temperaturen von über 10 Grad. Das wäre nie ein guter Rumpf geworden.

Für Ferrozement das damals gerade in Schwange kam gab es damals nur englische Literatur aus Australien. Es ist auch ein sehr problematisches Baumaterial weil es, selbst wenn der Rumpf geglückt ist, sehr spröde ist und bei Punktbelastung Risse bildet. Wenn dann innen die Armierung rostet ist das der Anfang vom Ende.

Man sieht es heute auch kaum noch. Die meisten Ferrozementrümpfe die ich sah waren kubanische Fischerboote. und die waren fast alle untergegangen !

Aluminium wäre das beste gewesen. Aber richtig seewasserfeste Legierungen hatten damals erst die Franzosen.

So blieb halt nur Stahl, was auch ok war. Abgesehen von der ewigen Anstreicherei wenn dann mal die ersten 10 Jahre rum sind.

Ich kaufte also eine Baulizenz und die Pläne. An diese hielt ich mich ziemlich genau. Nur die Hauptkajüte machte ich auf Kosten des Cockpit etwas länger.

Reinke hatte eine Kombüse längs im Durchgang vorgesehen. Dies hielt ich für Quatsch. Von meinen letzten Schiff, dort war die Kombüse am Niedergang, wusste ich dass die Kombüse aus der "Verkehrszone" raus muss. Sonst wird der Smutje dauernd gestört und ist seinerseits auch im Weg. Darum baute ich eine L-förmige Kombüse die querschiffs eingebaut war.